Mit dem MTB von Pforzheim nach Freudenstadt

Auf teilen des Westwegs und dem Schwarzwald-Panorama-Radweg

Um 7:17 auf Gleis 8 startet unser Regional-Express vom Stuttgarter-HBF nach Pforzheim, hier kommen wir pünktlich 8:12 an.
Wir wollen auf dieser MTB-Tages-Tour über Schwarzwalds-Höhenrücken zwischen Enz- und Murgtal bis nach Freudenstadt fahren. Dazu folgen wir überwiegend dem Westweg, welcher als Nord-Süd-Fernwanderweg durch den Schwarzwald von Pforzheim bis nach Basel, ca. zirka 280 km und 7000 Hm, führt. Der ↗Westweg beginnt eigentlich in der Nähe des Zusammenflusses von Würm und Nagold. Er ist einer der ältesten Fernwanderwege in Deutschland, bereits 1900 hat der Schwarzwaldverein ihn angelegt und zählt heute zu den "↗Top Trails of Germany".
Wir fahren zunächst die Bahnhofstraße runter zur Enz und folgen dann dem Radweg Flussaufwärts bis Birkenfeld. Ab hier geht es durch grüne Wälder stetig ansteigend, dem Wegkennzeichen rote Raute auf weißem Grund folgen, bzw. dem Radwegschild.

Nachdem wir Birkenfeld verlassen haben erstreckt sich der erste weite Blick nach Keltern, Karlsbad-Langensteinbach bis zur Residenzstadt Karlsruhe am Horizont. Oberhalb von Neuenbürg vorbei geht es weiter ansteigend zum Dreimarkstein. Hier kreuzen wir das erste Mal die Route unserer Etappenfahrt „Stuttgart-Straßburg-Stuttgart“ (L340) welche von Höfen im Enztal zum Luftkurort Dobel verläuft.

Über den Hüttenwaldweg kommen wir am Großen Volzemer Stein, einer „Felsburg“ mit fast 100 m Breite und bis zu 10 m Höhe, die aus riesigen Felsblöcken besteht, vorbei. Die Felsformation entstand durch die Verwitterung des geschichteten Buntsandsteins, aus dem weichere Gesteinsschichten ausgespült wurden. In die Risse drang Wasser ein und sprengte Felsblöcke ab. Früher diente der widerstandsfähige Sandstein als Steinbruch für Mühlsteine und Brunnentröge.

Durchs Enge Türle gelangen wir aus dem Wald heraus und treffen am Südrand von Dobel auf die Wildbader Straße welche von der Eyachmühle herauf kommt. Diese ist dem einen oder anderen von uns durch den zweiten Anstieg bei unserer „Nordschwarzwald kurz und knackig“-Tour her bekannt. In Dobel nehmen wir uns, bei strahlendem Sonnenschein, die Zeit für eine Pause vor einer Bäckerei/Metzgerei.

Der Höhenstraße folgend führt nun unser Weg sanft ansteigend zunächst asphaltiert zum Weithäusleplatz. Von dort geht es weiter halbrechts dem Schotterweg Hahnenfalzweg folgend zur Schweizerkopf-Schutzhütte auf 835 m ü. NHN, von der man einen schönen Ausblick Richtung Loffenau und Bad Herrenalb genießen kann. Der Ausblick wurde in den 1990er Jahren begünstigt, als der hohe Baumbestand durch mehrere Orkane, u.a. dem Wintersturm Lothar, großflächig vernichtet wurde. Nach einer kurzen Abfahrt geht es vorbei an der Hahnenfalz-Hütte, hier gibt es einen Brunnen, wieder bergauf zur Langmartskopf-Schutzhütte. Der größte Teil der Höhenmeter auf unserer heutigen Tour liegt nun hinter uns.

Danach geht es wellig auf sehr gut fahrbaren Waldwegen weiter durch weite Wälder und Moore. Da wir einen kleinen Abstecher über einen kurzen Trail, dem eigentlichen Wander-Westweg folgend, nach Kaltenbronn abfahren, müssen wir gleich danach wieder knackig bergauf und gelangen so zum Hohlohsee, einem Moorsee. Dabei überquerten wir die L76b westlich von Kaltenbronn. Nur <1 km entfernt liegt die Schwarzmiss-Passhöhe. Bekannt durch unseren dritten und gleichzeitig anspruchsvollsten Anstieg bei unserer „Nordschwarzwald kurz und knackig“-Tour die Kaltenbronner Wand.

Vom benachbarten Hohlohturm (Kaiser-Wilhelm-Turm) 984 m ü. NHN, dem höchsten Punkt unserer Tour, hat man eine überragende Rundumsicht. Diese erstreckt sich in westlicher Richtung ins Murgtal und bei guter Sicht übers Rheintal hinaus bis zu den Nord-Vogesen. Hier kommen neben dem Westweg auch der Mittelweg sowie der Europäische Fernwanderweg E1 zusammen.

An Hohlohmüß verlassen wir den eigentlichen Westweg welcher nach Forbach runter führt. Unser Weg führt immer Richtung Süden, auf dem Höhenrücken weiter, westlich um Besenfeld herum (hier kurzzeitig der gelben Raute folgend) fast ausschließlich auf einsamen Waldwegen. Ab hier folgen wir dem ↗Schwarzwald-Panorama-Radweg Dabei überqueren wir so ganz nebenbei die L409 von Klosterreichenbach kommend („Stuttgart-Straßburg-Stuttgart“, 2. Tag). Schließlich gelangen wir in einem weiten Bogen vorbei am Freudenstädter Krankenhaus durch die Nordstadt auf dem Marktplatz. Dieser gilt heute als der größte bebaute Marktplatz Deutschlands. Hier genießen wir bei Sonnenschein Maultaschen und genehmigen uns zum Abschluss eines schönen erlebnisreichen Radtages noch ein Eis in der Tüte.

Vom Hautbahnhof Freudenstadt, den wir in 3 min vom Marktplatz mit dem Fahrrad bergab erreichen, geht es mit unserem Metropolticket um 15:19 wieder zurück auf die Fildern.

Diesmal waren wir nur zu dritt. Vielleicht ist es für den einen oder anderen, nach diesem Bericht, doch ein Anreiz das nächste Mal dabei zu sein, wenn es wieder heißt: "Abfahrt des Regional-Express um 7:17 von Stuttgart Hauptbahnhof auf Gleis 8 nach Karlsruhe über Pforzheim"

 

Tourdaten:  75 km und 1300 Hm,  4:40 h reine Fahrzeit + ca. 1 h Pause

Man kann die MTB-Tour auch Verlängern und in Teilabschnitten auf den ↗Schwarzwald-Radweg westlich, oberhalb der Kinzigtalsperre bis nach Wolfach fahren. Von der St. Romanner Höhe 720 m ü. NHN geht es dann in rasanter 8 km Abfahrt dem Ziel Wolfach auf 270 m ü. NHN entgegen. In der "Extended-Version" kommen dann 125 km und ca. 1900 Hm ca. 6:30 h Fahrzeit, ohne großen Stress, zusammen. Kurz nach Neuenbürg, am Beginn der Tour, auf der Höhe von Straubenhardt bis Weithäusleplatz sieht man das Wegzeichen des Scharzwald-Radwegs auch schon teilweise parallel zum Westweg verlaufend. Von Wolfach kommt man bequem mit der ↗Ortenau-S-Bahn entlang des Kinzigtales über Alpirsbach nach Freudenstadt, Fahrtdauer ca. 40 min.

 

Noch ein Tipp: Da der Streckenverlauf, zumindest von Dobel aus, teilweise durch sehr einsame Wälder verläuft, außer Kaltenbronn und Besenfeld, ist es ratsam ausreichend Proviant und Getränke mitnehmen. Bei der "Extended-Version" sollte man spätestens in Freudenstadt die Wasservorräte nochmals auffüllen.

Text und Bilder: Ulf / Sa. 16. Mai 2015