Von Stuttgart nach Straßburg 12.09.2015
Pünktlich um 8 Uhr starten wir vom Marktplatz in Stuttgart zu unserer zum 31. Mal durchgeführten zweitägigen Etappenfahrt. Zuvor hat uns Tourführer Sigi eine kurze Einweisung in das Fahren im
geschlossenen Verband gegeben.
Handzeichen wie: Achtung Stopp, Hindernis rechts / links, Schienen kreuzen sollten unbedingt nach hinten "durchgeben" werden.
Radfahrer, die einen geschlossenen Verband bilden, müssen in Zweier-Reihen nebeneinander fahren. An Kreuzungen zusammen bleiben, so dass der geschlossene Verband als solcher von den anderen
Verkehrsteilnehmern erkannt wird. Wenn das Führungsfahrzeug in eine Kreuzung eingefahren ist, sollten die Radler folgen, auch wenn die Ampel zwischendurch auf "Rot" umspringt. Vorsicht bei
Schienenfahrzeugen; diese haben immer Vorrang. Kein Radler darf vor dem Verbandsführer oder hinter den Schlussfahren fahren. Außer bei "freier Fahrt" am Berg, die durch ein Pfiff vom Tourführer
angekündigt wird.
In Hausen an der Würm versperrt uns eine Baustelle die Durchfahrt. Wir dürfen über Münklingen zum Büchelberg hoch – die erste Herausforderung mit 12 Steigungsprozenten. Erstaunlicherweise reißt der Verband hier noch kaum auseinander. Nach einem kurzen Halt geht es über die altbekannte Strecke Schellbronn, Unterreichenbach weiter. Kurz nach Schwarzenberg, nach dem ersten längeren Anstieg, gibt es die erste Verpflegung. Weitere Streckenpunkte sind Dobel, Bad Herrenalb, Gernsbach, vorbei am Schloss Eberstein über Geroldsau der zweiten Verpflegung entgegen. Hier werden die Radler mit leckerer Pasta überrascht.
Nach dem zweiten Anstieg vom Enztal zur Sonneninsel Dobel Bilder: Roland
Bei herrlichem Sonnenschein und in bester Laune am Schloss Eberstein Bilder: Roland
Im Rheintal, bei angenehmen 27 °C, formiert sich zum ersten Mal so richtig unser Schnellzug. Zweierreihe hinter dem Führungsfahrzeug, alles läuft fast wie von selbst. Doch Achtsamkeit ist hier oberstes Gebot. Ein Reifenplatzer am Vorderrad – zum Glück im hinteren Feld und auf der rechten Außenseite. Geistesgegenwärtig lenkt der betroffene Radler in die angrenzende flache Wiese und das Ganze geht glimpflich aus. Keiner kommt zum Sturz. Wie es sich später herausstellte war ein nicht ganz so gut gewarteter bzw. überprüfter Mantel schuld. Deshalb: Bei Verbandsfahrten immer auf bestens gewartetes und vor Fahrantritt kontrolliertes Material achten, dies kann ernsthafte Verletzungen verhindern!
Ein besonderes Erlebnis, verbunden mit einer kurzen Pause, ist die Überfahrt mit der Rheinfähre Drusus von Greffern nach Drusenheim im Elsass. In Drusenheim soll früher ein römisches Kastell gelegen haben, welches nach dem römischen Feldherrn Nero Claudio Drusus benannt worden war.
Ab hier geht es nur noch flach mit mäßigem Gegenwind, in Richtung Süden, unserem Etappenziel Straßburg entgegen. Bei der Ankunft gibt es, zu Radlers Freude noch ein leckeres, natürliches, isotonisches Getränk aus dem Versorgungswagen. Wir freuen uns alle auf die Dusche im Hotel Novotel und das Abendessen im L'Ancienne Douane - dem alten Zollhaus.
Zwischendurch bleibt noch etwas Zeit um einen Café nebst herzhaften Kleinigkeiten in einem der zahlreichen Straßencafés oder ein süßes Stückchen im Salon de Thé zu
genießen.
Ein lohnenswerter Kurztrip ist, neben dem Straßburger Münster mit der astronomischen Uhr, Straßburgs gut erhaltene historische Altstadt Grande Île (Weltkulturerbe). Das so genannte Quartier des Tanneurs (Gerberviertel) im Stadtteil La Petite France am Ufer der Ill und mehrerer ihrer Kanäle sind mit den malerischen Fachwerkhäusern, kleinen Gassen und den typischen Dachgauben ebenfalls einen Besuch wert.
Zum Höhepunkt der Jahrtausendfeier der Straßburger Münsterfundamente wurde 2015 ein atemberaubendes Licht-Ton-Spektakel Illumination des Münsters veranstaltet.
An der Südfassade – Place du Château -wurde per Videomapping die Nacherzählung der Geschichte des Münsters gezeigt. An der Westfassade – Parvis de la Cathédrale - erscheinen zwei sich
abwechselnde Standbilder, welche die einstige Vielfarbigkeit der Fassade wieder aufleben lassen.
Quelle: SWR Freiburg, Dreiland Aktuell, Andres Waetzel Lichtspektakel am Straßburger Münster
Für alle, die es nicht live gesehen haben, ein YouTube-Link:
Illumination Cathédrale de Strasbourg 2015 - Lightning of the Strasburger Cathedral 2015
Von Straßburg zurück nach Stuttgart 13.09.2015
Nach dem Frühstück und dem obligatorischen Gruppenfoto starten wir bei leicht erhöhter Luftfeuchtigkeit. Kurz vor Zusenhofen, unserem ersten kurzen Halt, sind nur noch die Straßen feucht. In schneller Fahrt geht es dem Höhepunkt unserer heutigen Etappe, der Auffahrt zum Ruhestein mit seinen 915 m ü. NHN entgegen.
Tourführer Sigi gibt in Oppenau nach dem Schwabentor - auch Lierbacher Tor genannt - den Pfiff zur freien Fahrt. Die Temperatur liegt in der Zwischenzeit, für die
anstehende Bergfahrt, bei angenehmen 15 °C.
Die besten Startplätze, direkt hinter Sigi, sind längst schon vergeben und die Regenjacken im Trikot verstaut. Zunächst noch etwas uneinig, formiert sich eine kleine Gruppe schneller Radler zum 18,9 km langen und mit 705 Hm längsten Anstieg dieses Tages. Das ist meine Chance von hinten nach vorne zu fahren und ein paar Bilder von der Spitzengruppe zu schießen.
Auf den ersten sechs Kilometer verläuft die Strecke mit wechselnder, aber mäßiger Steigung (max. 6 %) in sanften Wellen. Ab den Wasserfällen wird es mit 7 bis 9 % zunächst etwas steiler. Kurz vor Allerheiligen verliert man auf einer ca. 800 m langen Abfahrt wieder etwas an Höhe. Bis zum Ruhestein sind es jetzt noch ca. 300 Hm auf einer Strecke von 9 km.
Impressionen bei der Auffahrt von Oppenau zum Ruhestein. Trotz der Anstrengung sieht man fröhliche Gesichter.
Es folgt eine weitere Anstiegspassage mit 1,5 km und 10 %. Das darauffolgende 1,5 km lange Flachstück wird genutzt um die Beinmuskeln bei schnellen Pedalumdrehungen etwas zu entspannen. Denn ab der Brücken-Schikane trennt sich in der Regel die Spreu vom Weizen. Direkt nach der Brücke sind nochmals 1,5 km mit bis zu 12 % zu überwinden. Jetzt heißt es für die Bergspezialisten die Zähne zusammenbeißen und die Gummilutscher endgültig abzuhängen. Die letzten 4 Kilometer bis zu Passhöhe bleiben mit 3 % flach und bieten wenig Möglichkeiten sich als Bergfloh abzusetzen.
Dieses Jahr sind am Ruhestein alle aus eigener Kraft, d.h. ohne Besenwagen angekommen.
Bei den Wasserfällen und Zieleinlauf am Ruhestein Bilder: Roland
Nach der Verpflegung am Ruhestein folgt die rasante Abfahrt auf der neu asphaltierten Ruhesteinstraße nach Obertal Richtung Baiersbronn.
Zweiter Anstieg des Tages von Klosterreichenbach zur B294 (Igelsberg)
Nach Igelsberg geht es in flotter Fahrt durchs Nagoldtal hinab bis kurz hinter Altensteig. Ab hier nehmen wir die ebenfalls neu geteerte, noch autofreie Straße nach Wart. Wieder im Nagoldtal erwartet uns die letzte Verpflegung. Ab jetzt ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Ziel, oder um es mit einem Teilnehmer zu sagen: "Jetzt sind wir in unseren Trainingsgebiet."
Ankunft in Stuttgart
Bei der Einfahrt nach Stuttgart erwischte ich noch auf dem letzten Metern "vereint" unser 25- und 30-jährige Jubiläumstrikot. Nach 7:40 Stunden inkl. Pausen waren wir glücklich in
Stuttgart am Hans-im-Glück-Brunnen angekommen.
Unserer besonderer Dank gilt den Helfern in den Begleitfahrzeugen ohne die eine solche Veranstaltung nicht möglich wäre. Sie „opfern“ ihr Wochenende um uns Rennradlern zwei perfekte Radtage
zu ermöglichen. Hanne, Mareike und Wolfgang für die super leckere Verpflegung mit Pasta, heißer Brühe, Brötchen, Nussstriezel, Obst und Getränken. Sie leisten mit Auf- und Abbau, zum nächsten
Verpflegungspunkt fahren, rechtzeitig alles für uns durstigen und hungrigen Radler bereitstellen und im Vorfeld alles Einkaufen, meines Erachtens, immenses. Im Führungsfahrzeug Roland und dieses
Jahr wirklich letztmals dabei, unser „Edelhelfer“ Klaus, welcher sich zwischendurch auch mal kurzerhand als Reparateur verdient gemacht hat. Sowie, last but not least, im Besenwagen Alex und
Rüdiger die immer dann zu Stellen waren, wenn sie gebraucht wurden und in den Gepäck-Ersatzrad-Wechselklamotten-Haufen den Überblick behielten.
Danke auch an alle Radler für ihre disziplinierte Fahrweise, so dass wir auch dieses Jahr unfallfrei die Tour beenden konnten.
Wenn es euch genau so viel Spaß gemacht hat wie uns vom RTC, dann sehen wir uns bestimmt im nächsten Jahr zur 32. Etappenfahrt Stuttgart – Straßburg – Stuttgart wieder. Wir freuen uns.
Ruhesteinkönigin Angela und "maillot à pois rouges"-Träger Matthias sind sichtlich stolz auf ihre Leistung und dürfen sich zu Recht freuen – Gratulation.
Bilder und Text: Ulf / 20.9.2015
P.S.
Auffällig ist, dass Angela am Berg meist als "Frontfrau" einer Gruppe fungiert. Zufall? Oder ließen ihr die Männer nur den Vortritt beim Fotografen?
Diese und weitere Bilder von Roland, Klaus, Elvira und Ulf mit hoher Auflösung findet ihr unter GoggleFotos.