Der von Klaus ausgearbeitete Streckenverlauf führte uns, am Mittwoch, 5. August 2020 vom Parkplatz in Schönmünzach (460 m ü. NHN) im Murgtal, die ersten flachen Kilometer noch auf Asphalt, dann bald auf Gravel wechselnd und immer stetig ansteigend der Schönmünz folgend. Mit einem kurzen, 200 Meter ;-) Abstecher zu Fuß erreichten wir den Wildsee, einem fast runden Karsee, auf 900 m ü. NHN, dem ersten Highlight. Von hier sind es weitere 120 Höhenmeter vorbei an der Darmstädter-Hütte auf 1020 m ü. NHN zum Seibelseckle.
Ab dem Achertal-Blick zeigte sich in der Ferne am Horizont die Hochmoor-Fläche der Hornisgrinde (1164 m ü. NHN) mit ihren weithin sichtbaren Türmen. Dem sonnigen Höhenweg folgend konnten wir, bei einer flotten Abfahrt linker Hand, leider nur eine diesige Aussicht ins Rheintal und den Vogesen erahnen.
Der Dreifürstenstein auf der Hornisgrinde besteht aus einer großen Felsenplatte aus Bundsandstein. Er diente seit 1722 der Markierung der endgültigen Grenzen zwischen den damaligen Herrschaftsgebieten der Markgrafschaft Baden, dem Herzogtum Württemberg und dem Fürstbistum Straßburg, gleichzeitig markiert er den höchsten Punkt Württembergs mit 1154 m ü. NHN. Heute ist er Gemarkungsgrenze zwischen den badischen Gemeinden Sasbach und Seebach sowie der württembergischen Gemeinde Baiersbronn. Neben den historischen Beschriftungen sind im Laufe der Zeit viele weitere Kritzeleien hinzugekommen.
Eine Umrundung des Hochmoors Hornisgrinde ergab schnell die Erkenntnis, zu viele Menschen, und wir verließen mit einem letzten Blick von oben auf den Mummelsee, auf einem schmalen Trail, zunächst zu Fuß, dann fahrend auf einen Forstweg Richtung Unterstmatt den touristischen Bereich Hornisgrinde.
Beim Gasthof Zur großen Tanne gönnten wir uns einen Kuchen, hier gibt es die Schwarzwälder Kirschtorte auf Wunsch mit Kirschwasser. Die Pause in der Gartenwirtschaft tut uns allen gut, der Mut und die Zuversicht steigen. Wir haben zwar erst ein gutes Drittel der geplanten 86 Kilometer, aber die meisten Höhenmeter, so meinen zumindest Elvira und Klaus, hinter uns.
Weiter ging's im weiten Boden um den Bettelmannskopf vorbei am Hundseck und den Skiliften am Mehlinskopf zur Schwarzenbach-Talsperre. Hier mussten wir leider den nördlichen Radweg um die Schwarzenbach-Talsperre wegen Rohr-Bauarbeiten und damit einem tiefen Graben, zusätzlich mit Bagger versperrt, auf der L83 umfahren. Mit Kette rechts ging es bis zum Parkplatz an der Talsperrenmauer. Ein giftiger Wurzel-Waldboden-Weg ließ uns hier von ganz rechts nach gaaaanz links durchschalten… und mit allerletzter Kraft erreichten wir einen Querweg. In einem langen, nicht Ende wollenden Forstweg durch den schwarzen Wald, mit mäßigen ein Prozent Steigung, welcher eine Grenze des Naturparks bildet, kamen wir über eine kurze Abfahrt nach Hundsbach, 650 m ü. NHN. Jetzt folgte, ein gefühlt ebenso langer mit über 300 Höhenmeter kräftezehrender Anstieg. Ungefähr bei Kilometerstand 60 sausten wir wieder unserem Ausgangstal, der Schönmünzach entgegen.
Ich war schon auf ein zweite Runde Kuchen eingestellt, als die Frage der Zusatzschleife kurz vor Stuhlberg aufkam. Unsere Radlerin Elvira meinte, als sie am Entscheidungspunkt ankam: „Wenn alle fahren, fahr ich auch noch die 13 Kilometer mit!“ Klaus ergänzte spontan: „Ja, wenn ich schon mal da bin, will ich auch zum Huzenbacher See“ – Ups, jetzt waren wir drei übrig gebliebenen Mitfahrer überrumpelt – keine Ausrede… Die Frage nach verbleibenden Höhenmetern – wurde nicht näher erörtert.
Steigungsprozente auf 84 Kilometer mit ca. 1750 Höhenmeter
Also, nochmals alle Kräfte mobilisieren, übers Emersbachtal ging es zunächst flott dann zäher, gefühlt immer steiler, aufwärts. Endlich – eine Linkskurve und der Anstieg wurde flacher. Günther hatte mit seiner Gravelübersetzung 40–43 schon zu kämpfen – alle Achtung und Respekt! Die Beine waren nicht mehr ganz so frisch, wie am frühen Morgen. Klaus fuhr voraus und ermunterte uns: „Es kann nicht mehr weit sein! – Da vorne (auf der Karte im Navi) sehe ich den See“.
Was soll ich sagen: die Mühen hatten sich wirklich gelohnt! Von einem herrlichen August-Nachmittagssonnenlicht beschienen, zeigte sich der Karsee von seiner bezaubersten Seite.
Danke an die hartnäckigen Zwei, die uns Drei zur Zusatzschleife verhalfen. Die abschließende Seeumrundung mit einem offenen Blick auf den tiefschwarzen See, lohnte sich. Die Umgebung ist geprägt, durch einem schweren Sturm, der Nacht in vom 30. Juni auf den 1. Juli 2012 wütete. Dieser hat mit seiner Zerstörung offenen Flächen geschaffen und so zumindest für einige Jahrzehnte für manche Tier- und Pflanzengesellschaften optimale Lebensbedingungen geschaffen. So kann alles auch seine guten Seiten haben, in diesen Corona-Zeiten 2020 auch ein Hoffnungsschimmer.
Abschlussbild auf 747 m ü. NHN im Nationalpark Schwarzwald am sagenumwobenen, teilweise mit gelben Teichrosen überwucherten Huzenbacher See. Klosterreichenbach hatte hier sein Forstrevier „Grenz-Hut“. Der See liegt am „Hut zum Bach“, daraus wurde abgekürzt Huzenbach.
Auf dem bequemen Rückweg dem Seebachtal folgend radelten wir nach Huzenbach, folgten ein Stück dem Murgtal-Radweg an Schwarzenberg vorbei zu unserem Ausgangspunkt Schönmünzach.
So bleibt mir (uns) zum Schluss nur, Klaus für die Idee und Ausarbeitung der wunderschönen Tour zu danken.
Text und Bilder: Ulf / 06.08.2020
P.S.
Übrigens, die Idee mit dem Abschlusskuchen wäre ein Flop gewesen, Mittwochnachmittag hat der Bäcker in Schönmünzach zu.