Dolomitentour 2022

Die Teilnehmer:innen am Start, einer fehlt leider auf dem Foto.

Von Brixen aus über viele kleinere und größere Pässe wie den Würzjoch, Passo Valparola, Passo Pordoi, Passo Fedaia, Passo Cereda, Passo Rollo, Passo Manghen, Passo del Sommo. Vom Gardasee geht es über den Monte Bondone, Passo di Lavaraze zurück nach Brixen.

Planung:

Datum Wochentag Etappe Start Ziel Km B/A
Hm B/A
 
09.07.22 Samstag   Anreise      
10.07.22 Sonntag 1 Brixen Arabba 75/100 2.400/3.000
11.07.22 Montag 2 Arabba Predazzo 75//105/150 1.600/2.700/3.850
12.07.22 Dienstag 3 Predazzo Levico 75/85 1.700/2.200
13.07.22 Mittwoch 4 Levico Levico Ruhetag/75 Ruhetag/2.200
14.07.22 Donnerstag 5 Levico Arco 80/95 1.700/2.100
15.07.22 Freitag 6 Arco Cles 90/110 2.200/2.900
16.07.22 Samstag 7 Cles Brixen 110 2.200
17.07.22 Sonntag   Rückreise      

Die Rundtour durch die schönsten Abschnitte der Dolomiten beginnt mit einem super Starttag mit voller Motivation, voller Verpflegung und vollem Landschaftsgenuss.

Sonntag, 10. Juli 22

Von St. Leonhard nach Arabba

 

Streckenverlauf

Strecke B: 75 km und 2.400 hm

Strecke A: 100 km und 3.000 hm

 

Streckenverlauf A und B:

Von Brixen halten wir uns links Richtung Würzjoch (Passo del Erbe). Die stetig leicht ansteigende Straße führt uns in 30 Kilometer über die Dörfer St. Andrä, St. Jakob und St. Georg bis auf den 2000 m hoch gelegen Pass. Die Straße ist an manchen Stellen recht eng, aber gut ausgebaut. Verkehr gibt es hier wenig. Das Würzjoch verbindet das Eisacktal mit dem Val Badia in den Dolomiten und liegt eingebettet inmitten frischer grüner Almen. Am Scheitel des Würzjoch (1987 m) blickt man auf die schroffe und beeindruckende Nordwand des Peitlerkofels (2874 m). Wir folgen der Straße weiter auf der Hochebene, bis wir nach ca. 14 Kilometer St. Martin in Thurn erreichen. Wir befinden uns jetzt in einer Region wo das Ladinische noch gesprochen wird. Wir fahren durch St. Martin und halten uns rechts, sobald wir auf die Staatsstraße 244 treffen. Auf dieser radeln wir ca.19 Kilometer über Pederoa und Badia nach La Villa.
Hier teilt sich die Strecke.
Streckenverlauf B:

Es geht weiter nach Covara auf einer Höhe von 1568 Metern, wo der Giro d’Italia schon mehrmals sein spannendes Etappenende feiern konnte. Von Covara aus erklimmen wir den Passo Campolongo (1875 m), der sich an der Ostseite der Sella Gruppe befindet und die direkte Verbindung von Corvara und Arabba ist. Schon am Ortende steigt die Straße an und windet sich in 10 Kehren gleichmäßiger Steigung hinauf. Je höher wir kommen, desto beeindruckender wird das Panorama auf den Ort und auf Gipfel wie den Sassongher (2655 m), der in nordwestlicher Richtung zu sehen ist. Weiter oben lässt die Steigung nach und die Kehren verschwinden. Hier tauchen wir von der zweisprachigen Region Norditaliens in den italienisch sprechenden Teil ein und einige wenige Kilometer später sind wir auch schon auf der Passhöhe angelangt. Nur 4 Kilometer lang ist die Abfahrt, die sich in 5 Kehren mit bis zu 10 Prozent Gefälle hinunter nach Arabba windet.

Streckenverlauf A:

Bei La Villa fahren wir nicht nach Corvara sondern halten uns links Richtung S. Cassiano und Passo di Valparola. Der Pass ist die direkte Verbindung zwischen dem Grödner Joch und dem Falzaregopass. Wir dürfen uns hier auf eine recht gleichmäßige Steigung von 10 Prozent und eine wenig befahrene, gut ausgebaute Straße freuen. In La Villa (1387 m) beginnt unser Weg durch kleine Ortschaften und Almwiesen in leichten Kurven anzusteigen. Kurz darauf verschwindet die Passstraße im Val di San Casiano auf einer kleinen Hochebene in dichtem Nadelwald, bevor sie vor der Gipfelgruppe der Tofana in die ersten Serpentinen einsteigt. Wir verlassen die Lärchen und Kieferwälder und ein herrlicher Ausblick öffnet sich in Richtung Westen nach Covara. Kurz vor der eigentlichen Passhöhe befindet sich das Refugio Valparola (2168 m). Dies lädt zu einer kürzeren oder längeren Rast ein. Hinter dem Haus liegt der Lago di Valparola, von dem man auf die eigentliche Passhöhe blicken kann, die heute noch die Zeugnisse des damaligen, blutigen Krieges aufweist. Über die Passhöhe reicht der Blick hinüber zum Passo Falzarego (2105 m), auf den die Straße nach etwa 2 km einmündet. Wir pedalieren weiter in Richtung Süden und erreichen nach wenigen Meter endlich die Passhöhe di Falzarego. Linker Hand befindet sich der Kleine Lagazuoi (2779 m), der hier alles überragt und das Bild auf diesem Pass prägt. Im ersten Weltkrieg tobte hier eine furchtbare Stellungsschlachten. Hinterlassene Trümmer, Schützengräben und Bunker zeugen heute noch davon. Von diesem geschichtsträchtigen Ort geht es nun mit 8 Prozent Gefälle 11 Kilometer bergab nach Andraz (1392 m), wo wir uns rechts halten. Wir bleiben auf der Bundesstraße 48, die noch einmal leicht bergauf nach Arabba (1602 m) führt. Es sind nun nur noch 9 Kilometer bis zu unserem Etappenende.

Erste Etappe mit Krafteinsatz und Ausblicken

Nach der Anreise am Vortag mit dem ersten Kennenlernen der Mitstreiter für die bevorstehende Woche geht es heute in die 1. Etappe. Es ist meine Premiere im Hochgebirge und nach kurzer Abfahrt vom Startort steht zum Einstieg die  Auffahrt zum Würzjoch an.

Nach dem Einordnen in der Gruppe der 16 Teilnehmer  finde ich mich im hinteren Teil ein – mal schauen, wie es so laufen wird. Der Anstieg ist nicht steil, aber mit 23 km inklusiver zweier kurzer Abfahrten schon ziemlich lang. Dabei haben wir uns noch ungefähr 7 km erspart, da wir bei St. Andrea weit oberhalb von Brixen in den Pass einsteigen.

Nach mehr oder weniger kontrolliertem Krafteinsatz und einigen Ausblicken auf den Peitlerkofel ist irgendwann die Passhöhe auf 1987 m über dem Meeresspiegel erreicht. Die 2000-m-Marke wird heute auf der kurzen Runde also noch knapp verfehlt, da nach einer kurzen Abfahrt, einem Gegenanstieg und dem Rest der Abfahrt noch der Passo Campolongo mit einer Höhe von 1875 m ansteht, der kein Ungeheuer ist, aber mir schon ziemlich schwerfällt. Noch eine finale Abfahrt nach Arabba, dann ist der erste Tagesabschnitt abgeschlossen.

Hoffentlich werde ich mich gut erholen, sonst stehen mir fünf schwere Tage bevor.

Montag, 11. Juli 22

Von Arabba nach Predazzo

 

Streckenverlauf

Strecke B:  70 km und 1.600 hm

Strecke A: 100 km und 2.730 hm

Strecke X: 145 km und 3.900 hm (sehr anspruchsvoll)

 

Wir verlassen Arraba in unterschiedlicher Richtung

Streckenverlauf B

Von Arraba fahren wir in östliche Richtung (letzter Teil der Strecke A vom Vortag) über Andraz bis zu der Kreuzung, wo von links die Straße vom Passo Falgaredo mündet. Hier halten wir uns rechts und fahren nach einer Kurve in südliche Richtung bis Caprile bergab. Von hier aus geht es weiter auf der Bundesstraße 203 über Alleghe nach Cencenighe (774 m) am Fuß des Passo San Pellegrino. Der Pass verbindet das Cencenighetal mit dem Fassatal und war früher eine bedeutende Handelsstraße zwischen Venedig und Bozen. In Cencenighe folgen wir der Beschilderung in Richtung Passo di S. Pellegrino. Wir gelangen auf einer bis zu 10 Prozent ansteigenden Straße in ein enges Tal, das nach einigen Kilometern allerdings breiter wird und sanft in Wiesen ausläuft. Weniger sanft hingegen steigt die Passstraße, die sich ab Falcade (1297 m) mit 14 Prozent emporhebt. Auf einem Teilstück sogar 18 Prozent. Kurz danach kann man sich bei gleichmäßig zum Pass ansteigenden 10 Prozent erholen. Nach 20,5 Kilometern erreichen wir die wenig spektakuläre Passhöhe (1918 m). Erst auf dem letzten Teilstück unserer Abfahrt können wir einen weiteren Blick in Richtung Westen auf die Rosengartenspitzen erhaschen. Nach weiteren 12 Kilometern Abfahrt vom Pass fahren wir durch Moena (1184 m), den größten Ort im Fassatal. Von hier aushalten wie uns links und fahren das Tal auf der Staatsstraße 48 bis Predazzo knappe 10 Kilometer weiter. Wieder halten wir uns links und orientieren uns an der Beschilderung zu Passo Rollo. So fahren wir die letzten 6 Kilometer und rund 350 Höhenmeter bis zu unserem heutigen Etappenort, einem Teilort von Predazzo (1372 m) hinauf.

Streckenverlauf A:
Arabba grenzt unmittelbar an den steilen Südabfall der Sellagruppe. Auf unserem heutigen Programm steht zunächst der Passo Pordoi (2239 m), zu dem wir in westliche Richtung aus Arraba herausfahren. Die Passstraße ist der südliche Abschnitt der Sella Runde und der zweithöchste Gebirgspass in den Dolomiten, mit einer durchgehend asphaltierten Straße. Noch in Arraba beginnen die ersten der 33 Kehren und wir begeben uns auf die knapp 9 Kilometer lange Strecke dem Pass entgegen. Flüssig fahren wir die gleichmäßige Steigung empor. Rechter Hand erhebt sich das Sellamassiv mit seinem höchsten Gipfel, dem Piz Boe (3151 m). Ab der 20. Kehre kann man den Pass erkennen. Wobei man sich nicht zu früh freuen sollte, denn die letzten paar Kehren ziehen sich ganz schön in die Länge. Hinunter geht es in rasanter Fahrt direkt in den Ort Canazei auf einer Höhe von 1465 Metern. Diesen verlassen wir auf einer Seitenstraße in südöstlicher Richtung und gleich fahren wie wieder mit mäßiger Steigung durch die Orte Alba und Penia zum Passo Fedaia. Auf der Straße zum Fedaiapass erwarten uns 10 Galerietunnel, die unbeleuchtet und daher sehr dunkel sind. Es empfiehlt sich hier eine gute Lampe am Rad. Nach etwa 120 Kilometern und 600 Höhenmetern erreichen wir den Fadaia Stausee, der an beiden Enden eine Staumauer hat. Nach weiteren 2,5 Kilometern lohnt es sich an der Fedaia-Passhöhe (2056 m) beim Refugio Marmolada anzuhalten. Man hat einen fantastischen Blick auf die Felsen und Eisfelder an der nördlichen Marmolada von hier oben.  Wir kehren dem Felsmassiv den Rücken zu und fahren den Pass Richtung Osten hinab. Die anfangs bis zu 16 Prozent steile Straße windet sich über mehrere Talstufen abwärts. Wir fahren über die wildromantische Sottogudaschlucht und rollen nach 14,5 Kilometer und ca. 1000 Höhenmeter tiefer in Caprile ein. Von hier aus verfolgen wir derselben Strecke wie die B-Variante.

Streckenverlauf X:

Statt in Cencenighe rechts über den Passo Pellegrino abzubiegen, bleiben wir auf der Bundesstraße 203 in Richtung Agordo. Von hier aus fahren wir nach Südwesten auf der Bundesstraße 247 weiter nach Agordino. Durch viele kleine italienische Dörfer und langgezogene Waldstücke führt die sehr wenig befahrene Straße in Richtung Cereda. Die eigentliche Passstraße wird bei Gosaldo erreicht. Der Passo Cereda (1361 m) ist ein wenig bekannter Straßenpass und verläuft auf der Grenze zwischen dem Trentino und der Provinz Bellumo (Region Veneto), die Passhöhe ist aber noch auf Trentiner Seite. Im Vergleich zu den Pässen am Vortag ist die Passhöhe nicht sehr spektakulär. Wir fahren bergab nach Fiera und folgen der Bundesstraße 50 nach Norden in Richtung Passo Rolle bzw. San Martino di Castrozza. Auf dem Weg passieren wir Siror und erreichen nach ca. 13 Kilometer den knapp 800 Meter höher gelegenen Skiort San Martino di Castrozza (1467 m). Wir befinden uns mitten im Paneveggio-Naturpark, dessen urige und dichte Waldgebiete zu den schönsten Norditaliens zählen. Je höher wir kommen, desto atemberaubender wird die Aussicht auf die imposanten Zinnen und Türme der Palagruppe im Westen. Auf einer Straße mit 9 Prozent Steigung verlassen wir San Martino für die letzten 9 Kilometern und 500 Höhenmetern bis zum Pass. Über mehrere Kehren mit bis zu 11 Prozent Steigung geht es weiter bergauf. Wir erreichen die Passhöhe (1970 m) auf dem letzten flachen Kilometer. Von hier oben hat man einen herrlichen Blick auf die steilen Felsabstürze der Palagruppe mit markanten Cimon della Pala (3185 m). Bergab geht es nun in rasanter Fahrt die letzten 15 Kilometer bis zum Zielort.

 

Donnerschlag und platt, senkrechte Sonne auf gefühlt senkrechten Straßen

Der Tag beginnt mit einer langen Abfahrt mit einer schönen Gelegenheit, den Gletscher der Mormalada in Augenschein zu nehmen. Zu genau darf ich nicht in die magisch anziehende Tiefe auf der rechten Seite der Straße schauen; besser gegen das drohende Schwindelgefühl ist es für mich, nach vorn zu schauen. Brigitte und Günter haben als Ortskundige die Führung der Gruppe übernommen und wir schweben dem Tal in Richtung Caprile entgegen.

Plötzlich ein Zischen und ein ziemlich schneller Druckabfall in meinem Hinterradreifen – der erste Platten der Tour. Es sollte nicht der letzte des Tages bleiben. Nach dem Wechsel des Schlauches und der Fortsetzung der Fahrt ertönt kaum 100 m nach dem ersten Zwischenfall beim Anbremsen der nächsten Kurve ein Knall wie ein Donnerschlag - mein Hinterradreifen ist schon wieder platt. Bei der erneuten Inaugenscheinnahme des Hinterrades stellt sich heraus, dass sich beim Mantel an einer Naht ein Riss gebildet hat, aus dem der Schlauch herausgequollen ist, der beim Anbremsen der Kurve dann geplatzt ist. Ich habe zwar zwei Schläuche, aber keinen Ersatzmantel dabei – da wir keinen geöffneten Radladen finden, fahre ich deshalb mit neuem Schlauch im defekten Mantel mit geöffneter Hinterradbremse und nur halb aufgepumpten Schlauch wie auf rohen Eiern weiter und schaffe es so mit viel Glück bis zur Verpflegungsstelle, wo ich im Gepäck Ersatzmaterial habe.

Mein Dank gilt den Mitfahrern meiner Gruppe, die mich bis zur Verpflegungsstelle begleiten und dann den unerwartet schweren Passo di Valles in Angriff nehmen. Da ich ja ohnehin anhalten musste, nutze ich die Gelegenheit, mich am reichhaltigen, von Beate wie jeden Tag liebevoll hergerichteten Buffet zu stärken und fahre dann allein weiter. Ab dem Abzweig von der Straße zum Passo di San Pellegrino wird der Passo di Valles richtig steil; die Sonne steht senkrecht am Himmel und entsprechend warm ist es bei der Auffahrt. Ein runder Tritt ist für mich kaum möglich, so dass ich mehrfach anhalte, um den Puls  mal wieder herunterzubringen und etwas zu trinken. Irgendwann ist dann die Passhöhe auf 2032 m über dem Meer erreicht und es folgt die Abfahrt nach Bellamonte.

Hubis isotonischer Brunnen

Kuriose Anekdote aus der Gruppe, die die lange Strecke in Angriff genommen hat: Bei einer Erfrischung an einem Brunnen am Passo di Valles findet Hubert („Hubi“) eine darin gekühlte Bierflasche. Als sein Begleiter Uli enttäuscht fragt, ob er jetzt unversorgt bleiben muss, greift „Hubi“ nochmals in den Brunnen und zieht eine zweite gekühlte Bierflasche heraus. Beide leeren jeweils eine Flasche und erreichen kurz danach die Passhöhe – mein Respekt, die nötige Spannkraft in der Muskulatur hätte ich nach dem Verzehr sicher nicht aufrechterhalten können.

Die Episode wird in den folgenden Tagen noch häufiger zum Besten gegeben und sorgt immer wieder für Heiterkeit.


Dienstag, 12. Juli 22

Von Predazzo nach Levico

 

Streckenverlauf

Strecke B: 80 km und 1.700 hm

Strecke A: 90 km und 2.200 hm      

 

Streckenverlauf B:

Wir fahren Richtung Westen und lassen uns die ersten Kilometer zum Hauptort Predazzo hinabrollen. Von hier aus geht es 15 Kilometer weiter nach Molina. Wir bleiben auf der linken Fluss Seite, was wesentlich ruhiger ist als die Bundesstrasse auf der anderen Seite. Ab Molina im Valle di Fiemme erwarten uns fantastische 16 Kilometer und 1230 Höhenmeter. Die Auffahrt startet an der Brücke über den Aviso auf 820 Meter. Gleich zu Beginn empfängt uns eine kurze steile Rampe an diversen Picknickplätzen vorbei. Auf breiter und flacher werdender Straße fahren wir ins Tal hinein. Die ersten 8 Kilometer bewältigen wir ohne nennenswerte Schwierigkeiten und ohne schönen Fernblick, da es durch dichten Wald geht. Anfangs sehr flach erreichen wir nach und nach auch Steigungen von 6 Prozent. Ganz vereinzelt begegnet man einigen Häusern, einen richtigen Ort gibt es aber nicht. Nach 8 Kilometern folgt eine erste Rechtskurve und eine Brücke an einem abzweigenden Tal. Ab hier wird die Straße schmal und steil, meistens zwischen 8 und 12 Prozent. Fast permanent im Wald führt der Weg weiter nach Süden bevor nach 3 Kilometer eine Serpentinengruppe den Hang hinaufzieht. Ohne flacher zu werden, führt uns die Straße aus dem Wald heraus. Auf einer Höhe von 1800 Metern kommen wir an einer Alm mit vielen Kühen vorbei, nach der weitere Kehren folgen. Die letzten Meter lassen uns mit ihren 14 Prozent nochmals ordentlich schwitzen. Danach erreichen wir das Refugio mit kleinem Teich, wo man sich stärken kann. Die Passhöhe selbst ist nach einer letzten Kehre und ca. 400 Metern hinter dem Refugio auch gleich erreicht. Vom Passo Manghen (2047 m) kann man den Ausblick in Richtung Süden und ins Val di Calamento genießen. Abwärts rollen wir dann durch schöne Almwiesen und kleine Wäldchen mit vielen Kurven, bis wir Telve erreichen. Von hier aus fahren wir 19 Kilometer und 250 Höhenmetern über Borge Valsugana, Marter, Novaledo nach Levico Therme.
Streckenverlauf A:

Die ersten 10 Kilometer sind identisch mit Strecke B. In Roda fahren wir dann allerdings auf der linken Seite des Flusses weiter bis Tesero. Von da aus bergauf nach Stava und weiter über den Passo di Pramadiccio (1450 m) und kommen dann über die Dörfer Varena, Cavalaese und Castello di Fiemme nach Molina di Fiemme. Nach dem Kreisverkehr überqueren wir den Torrente Avisio und stoßen wieder auf Strecke B. Beschreibung siehe oben.

 

Am kühlen Brunnen auf dem Weg zu den Gipfelhöhen des Passo Manghen (Gruppenbild)

Dernyfahrer am Manghenpass und hervorragend geteerte lange Abfahrt

Zu Beginn der Etappe rollen wir hinunter nach Predazzo und wollen weiter auf einem Radweg  durchs  Fleimstal fahren. Die Navigation gestaltet sich schwierig, so dass wir einige Male wenden müssen. Irgendwann übernimmt Uli die Führung und fährt mit seinem gewohnt großen Gang an der Spitze. Alle anderen folgen ihm, so dass es aufgrund Ulis geringer Trittfrequenz so wirkt, als würde ein Dernyfahrer die Gruppe anführen – ich muss schmunzeln.

Kurz nachdem wir unter der Seilbahn zur Alpe Cermis in Cavalese durchgefahren sind, ist der leichte Teil der Strecke beendet. Es geht in den zunächst noch nicht so steilen Manghenpass hinein, dessen Steigung ab der zweiten Hälfte aber auf  10 Prozent  und mehr ansteigt.  500 m vor der Passhöhe soll die Verpflegungsstelle aufgebaut sein – als ich dort ankomme, ist der Verpflegungswagen aber nicht zu sehen. Nach ein paar weiteren Kurven kommt er aber dann doch wenige Meter vor der Passhöhe in Sicht – endlich!

Oben angekommen soll ein Pause machender anderer Radfahrer ein Gruppenfoto von uns machen – er tut sich aber unheimlich schwer, sein Fahrrad abzustellen. Nach ein paar Versuchen hat er es dann doch geschafft – das Foto sieht man anbei.
Es folgt eine hervorragend geteerte, lange Abfahrt  - als wir am Ende anhalten, ist es viel wärmer geworden. Die Windwesten und Ärmlinge werden in den Trikottaschen verstaut. Nach einer Gegensteigung  geht es weiter ins Tal und zum Schluss über Kopfsteinpflaster hinauf zum Hotel in Levico Terme, wo wir auch den Ruhetag verbringen werden.

Mittwoch, 13. Juli 22

Tagesrunde ... oder einfach Beine hochlegen und das Bad im See genießen.
Levico – Levico

 

Ruhetag

Erst schraube ich an meinem Rad herum – dann gehe ich zu Günter und Uli runter in den Ort – anschließend  mache ich gar nichts mehr.

Andere fahren auch heute in die Berge – Jochen kann einen Sturz bei einer Abfahrt gerade noch vermeiden, als die Kette in sein Hinterrad kommt und dabei drei Speichen herausgerissen werden.

Heute stressfrei im Regenerationsmodus zum und am Passo Redebus...

...und wieder mit tollen Landschaftseindrücken.

Donnerstag, 14. Juli 22

Von Levico nach Arco

 

Streckenverlauf

Strecke B: 80 km und 1.700 hm

Strecke A: 95 km und 2.100 hm   

 

Streckenverlauf B:

Wir verlassen Levico Richtung Süden. Die Straße steigt gleich tüchtig an und es geht über die Ortschaften Lochere in Richtung Monte Rovere. Einige Serpentinen dahinter trifft die Straße von Caldonazzo auf die unsere. Ab hier gewinnen wir über zwei Kehren rasch an Höhe. Nach der zweiten Serpentine wird die Straße einspurig und führt über einen Bergrücken in ein Seitental hinein. Links und rechts beherrschen nun mächtige Felswände das Bild. Weit oben erkennen wir schon die Silhouette des Einschnittes unserer Straße am Spazio Alto, der uns das Ziel der Auffahrt weist. Es wird nun etwas flacher, und wir durchfahren zwei enge, in den Felsen gehauene Tunnel. Beide sind nur einige Meter lang. Trotzdem sollte man hier Obacht walten lassen vor tiefergelegten Cinquecentos, die hier um die Kurven schießen. Anschließend führt die Straße in mehreren Serpentinen nach oben, von wo aus wir ein herrliches Bergpanorama bewundern können. Weit unter uns liegen Caldonazzo und der Caldonazzosee. Die Steigung bleibt bei ca. 10 Prozent mit Spitzen bis 13 Prozent. Nach einer markanten Serpentinengruppe und weiteren 5000 Metern erreichen wir das sogenannte Belveder (1040 m), einem Aussichtspunkt. Wir werden mit einem atemberaubenden Ausblick über das gesamte Val Sugana bis weit nach Osten belohnt. Nach dem Belveder kommt der härteste Teil der Anfahrt. Über mehr als einen Kilometer geht es mit 13 Prozent steil bergan. Die Steigung wird danach etwas milder, zieht sich aber ohne Erholungsmöglichkeiten bis zum Scheitelpunkt am Spiazo Alto (1260 m). Hier folgen wir nun 5 Kilometer lang der besser ausgebauten Bundesstraße 349 nach rechts in Richtung Lavarone. Knappe 7 Kilometer geht es weiter nach Carbonara.  Ab hier fahren wir auf der Staatstraße 350 bis zum Wintersportort Folgaria (1166 m). Hier halten wir uns links und fahren ein kleines Sträßchen nach Mezzaselva und Serrada hinab. Im weit ausladenden Kehren geht es nach Scottini und Terragnolo. Hoch über dem Terragnolo-Fluss fliegen wir in rasanter Abfahrt durch die Ortschaften Valduga und Noriglio bis nach Rovereto (204 m) hinab. Aus der Stille des Hinterlandes sind wir am Fluss im Touristentrubel angekommen. So müssen wir gleich die verkehrsreiche Innenstadt Roveretos durchqueren, bis wir zum Bahnhof kommen. Von hier aus fahren wir einige Meter auf der Hauptstraße Richtung Süden, bis wir am Fluss auf dem Radweg treffen, dem wir rechter Hand folgen. Dieser durchweg gut beschilderte Weg führt uns sicher nach Torbole am Gardasee, unser südlicher Wendepunkt dieser Etappenfahrt. Zunächst geht es nach Mori, durch Weinfelder und kleine Wäldchen bis auf den kleinen Passo San Giovanni und weiter bis nach Nago, von wo man einen Blick auf den Gardasee hat. In rasanter Fahrt lassen wir es bis Torbole (64 m) ausrollen und haben unser Zwischenziel erreicht. Hier machen wir einen Zwischenstopp. Wer will kann ins Wasser springen, Eis essen, Café trinken. Und wir machen ein Gruppenfoto für die Analen des RTC Stuttgart. Von hier aus rollen wir dann die letzten 8 km nach Arco unserem Zielort in nördlicher Richtung.
Streckenverlauf A:  Für diese Strecke gibt es nach Roverto eine Zusatzschleife. Dazu verlassen wir die oben beschrieben Route vor der Überquerung des Adige und nehmen hierfür den nächsten Steg und folgen dem Flusslauf in südlicher Richtung. Ab Molini geht es mit abwechseln steilen Teilstücken (bis zu 20 Prozent) ca. 400 Höhenmeter nach Crosano (560 m). Nach einer Bergabfahrt stoßen wir in Mori wieder auf die oben beschrieben Strecke B.

 

Enger Kaiserjägerweg und ein Zischen von Zikaden

Leider mussten heute gleich vier Teilnehmer abreisen – das ist unglaublich schade.
Für die Übriggebliebenen steht gleich zu Beginn der in den Fels gehauene Anstieg zum Kaiserjägerweg an – die Steigungsprozente liegen kurz nach Beginn erneut regelmäßig jenseits der 10 Prozent. Ich wünsche mir so langsam eine Untersetzung an meinem Rad. Es geht durch mehrere kurze Tunnel auf einer engen Straße, auf der kaum zwei PKW aneinander vorbeifahren können. Ich lasse die hinter mir aufgestauten Autos vorbei, indem ich einmal ganz auf die linke Seite fahre. Nach ungefähr 10 km ist der „Spuk“ vorbei und es kommen nur noch einige kürzere Anstiege, bevor wir in Richtung Gardasee fahren.

In einer Abfahrt höre ich schon wieder ein Zischen – mir schwant schon wieder Schlimmes in Bezug auf meine Reifen – aber diesmal sind es Zikaden, die mit einer überraschenden Lautstärke zirpen. Im Tal angekommen, ist der Radweg, den wir entlangfahren wollen, gesperrt. Thies übernimmt die Führung und navigiert für die Gruppe. Plötzlich stehen wir vor einem Berg in sengender Hitze, der eigentlich nur für die lange Tagesstrecke geplant war. Ich entscheide mich angesichts der noch anstehenden weiteren Etappen dagegen, diese 400 hm noch in Angriff zu nehmen und umfahre den Berg, um nach Torbole am Gardasee zu gelangen.

Dort angekommen, habe ich kein Netz an  meinem Handy und fahre den gesamten Strand von Torbole in beide Richtungen ab, um die Bergfahrer wie zuvor abgesprochen, dort zu treffen – erfolglos. Da ich glaube, dass die Bergfahrer schon in Richtung Arco weitergefahren sind, fahre ich zum Hotel im Tagesziel. Die Anderen sind hier aber noch nicht angekommen – sie sind gerade erst in Torbole eingetroffen – dumm gelaufen.

Freitag, 15. Juli 22

Von Arco nach Cles

 

Streckenverlauf

Strecke B: 90 km und 2.200 hm

Strecke A: 110 km und 2.850 hm

 

Streckenverlauf B:

Wir verlassen Arco in westlicher Richtung. Über mehrere Kehren gewinnen wir schnell an Höhe. Unterwegs bekommen wir nochmals einen schönen Blick auf den Gardasee bevor wir den Tenno See passieren und weiter bergauf zum Passo Ballino (788 m) fahren. Von hier aus bergab nach Ponte Arche (396 m).  Dann kommt der nächste Anstieg für den heutigen Tag. Über San Lorenzo di Banale gelangen wir nach 14 km zum Molveno See und nach weitere 7 Kilometer leicht bergauf nach Andalo (1050 m), einem bekannten Skiort im Zentrum der Hochebene zwischen der Brentagruppe im Nordwesten und dem Paganellamassivs im Süden. Die Straße schlängelt sich durch liebliche Apfelplantagen hinunter nach Spormaggiore. Am Fluss angekommen biegen wir nach links ab Richtung Crescino, verlassen das Flusstal nach 5 Kilometern und fahren auf einer kleinen Nebenstrasse, die sich Tuenno salite stupende(?) nennt unseren letzten Anstieg für heute bis nach Cles.
Streckenverlauf A:

Lediglich die ersten 28 Kilometer sind identisch mit der Strecke B. Für die A Strecke holen wir weitläufig aus, fahren zuerst über den Passo del Durone (1013 m), folgen dann dem Flusslauf der Sarca auf einer Nebenstraße. Bei Kilometer 60 überqueren wir die Sarca zum zweiten Mal. Ab hier zieht die Straße kontinuierlich an. Zuerst kommen wir durch San Antonio di Mavignola (1165 m), dann durch den Skiort Madonna di Campiglio (10510 m) bevor wir die Passhöhe Campo Carlo Magno (1672 m) erreichen. Bei der Abfahrt haben wir in Belveder noch einmal einen schönen Panoramablick, dann geht es in 7 Kehren hinunter ins Doga Tal. Wir folgen dann dem Radweg bis Cles.

 

Die Sonne brennt unbarmherzig

Erneut muss ein Teilnehmer aufgeben – diesmal ist es mein „Raumteiler“. Das zieht mich ganz schön runter und entsprechend schwer fällt mir der 14 km lange Aufstieg zum Passo di Ballino. Die Sonne brennt heute unbarmherzig herunter und ich merke schnell, dass es für mich ein weiter Weg bis zum Tagesziel sein wird. Bei der Verpflegungsstelle am Molvenosee entscheide ich mich deshalb dazu, außerplanmäßig den Verpflegungswagen zu übernehmen. So kann „Hubi“, der dafür eingeteilt war, weiter auf dem Rad fahren und ich kann mich ein wenig erholen.

In Cles erwartet uns das reichhaltigste Abendessen der Tour, das auch für eine Etappe mit einer Länge von 200 km locker gereicht hätte.

Samstag, 16. Juli 22

Von Cles nach Brixen

 

Streckenverlauf

Strecke A/B: 110 km und 2.200 hm

 

Streckenverlauf A/B:
Geplant ist die letzte Etappe als gemeinsame Fahrt im Verband. Mit dem Mendelpass (1367 m) erwartet uns auf dem Weg ins Eisacktal die letzte Herausforderung. Unterwegs bekommen wir nochmals herrliche Ausblicke auf den Kalterer See zu sehen. Ab Bozen folgen wir dem gut ausgebauten Radweg über Barbiano und Klausen nach Brixen.

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Schlussakkord

Heute beginnt der Tag mit einer kurzen Abfahrt. Anschließend folgt ein kurzer Anstieg. Als ich mich einmal umschaue, sehe ich auf die Santa-Giustina-Talsperre zurück – ein traumhafter Blick. Für ein Foto bleibt mir keine Zeit – jeder scheint es heute eilig zu haben. So fahren alle verstreut oder in kleinen Gruppen in Richtung Mendelpass.

Dort angekommen werde ich von Michael K. interviewt – ich bin angesichts der vorangegangenen „wilden Fahrt“ froh, dass dies der letzte Pass der Tour ist und sage das genauso in sein Handy hinein – spätestens jetzt gelte ich wohl als „Bruddeler“.

Es folgt die 14 km lange Abfahrt in Richtung Bozen – die schönste Abfahrt, die ich bisher in meinem Radlerleben unter die Reifen genommen habe.

Im Etschtal übernimmt Jochen mit gleichmäßiger Geschwindigkeit die Führung – die Sonne brennt wieder gnadenlos herunter, so dass wir uns in Klausen an einem Brunnen erfrischen und ein paar Kilometer weiter in Brixen noch einmal  die Trinkflaschen am dort parkenden Verpflegungswagen füllen.
Schließlich steht noch der 8,5 km lange Anstieg nach Sankt Leonhard an. Einige wollen vorher noch einmal nach Brixen hinein, während andere zu einer Eisdiele nach Sankt Andrea fahren wollen. Ich kämpfe mich ohne Pause nach Sankt Leonhard rauf – der Schlussakkord meiner ersten Hochgebirgsetappenfahrt.

Am Abend lässt die Gruppe das Erlebte noch einmal Revue passieren – die Abfahrt in Richtung Heimat ist erst für den folgenden Morgen geplant.

Danke!

Ich möchte mich bei Elvira, Michael K., Thies und allen weiteren Beteiligten für die Planung der Tour, bei Beate für die Organisation der Verpflegung und das Fahren des Verpflegungswagens, bei Thies für die Führung der Gruppe und bei allen Mitfahrern für ihren Beitrag zum Gelingen der Etappenfahrt bedanken.

Erinnerungen die bleiben

Für mich bleiben schöne Erinnerungen, wenn auch das Fahren im Hochgebirge wohl nie meine größte Stärke sein wird, wenn ich nicht deutlich an Gewicht abbauen kann – wie wir von Martin gelernt haben, muss man pro Kilogramm Mehrgewicht an einer Steigung von 10 Prozent sechs Watt mehr Leistung aufbringen, um die gleiche Geschwindigkeit zu erreichen (Ich dachte, dass es sogar 7 Watt wären 😊). 

Bericht: Uwe D. Bilder: Brigitte & Günter, Martin, Thies

...und weiter Bilder aus dem Messenger-Dienst der Gruppe


Höhenprofile und gelpanter Streckenverlauf über die gesamte Runde

Streckenverlauf B moderat:

© OpenStreetMap contributors
© OpenStreetMap contributors

Höhenprofil über kurze Tagesetappen

Streckenverlauf A ambitioniert:

© OpenStreetMap contributors
© OpenStreetMap contributors

Höhenprofil über lange Tagesetappen


Quellen:
Streckenbeschreibung: Michael K. / Dez. 2021; Beschreibung teilweise entnommen aus: "Tansalp mit dem Rennrad" Uli Preunkert, Lena Reichgardt, Bruckmann Verlag
Kartenlayout: MapOut; © OpenStreetMap contributors ; Höhenprofile: Quäldich Rennrad-Tourenplaner

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Arist (Mittwoch, 20 Juli 2022 14:43)

    Sensationelle Leistung, wunderbarer Bericht, unglaublich schöne Bilder �