EINLADUNG anlässlich 60 Jahre Straßburg-Stuttgart

Treffen mit den Straßburger Aktiven in Stuttgart

Der 28.11.2022 stand im Zeichen von Begegnung, Austausch und Freundschaft, um die bestehenden Verbindungen zwischen den Aktiven der beiden Städte zu stärken und zu vertiefen. Für uns war es die Gelegenheit mit Claudine Lecestre und Jean-Louis Plumere vom  ↗Strasbourg Vélo Club nach dem gemeinsamen Mittagessen im Stuttgarter Rathaus, ab 14 Uhr eine kleine Wanderung zu unternehmen. 

Mit der Zacke...

Vom Rathaus ging es zunächst durch die Karlspassage zum Charlottenplatz und mit der Stadtbahn, im "Untergrund" zum Marienplatz.

Hier wechselten wir in die nagelneue (ZT 4.2, Juli 2022) Zahnradbahn, die „Zacke“, welche uns über die Alte Weinsteige (mit fast 18 Steigungsprozenten) entlang gepflegter Bürgerhäuser, durch spätherbstliche Gärten und vorbei am Sternerestaurant Wielandshöhe schnell und bequem zum Haigst, zur ersten Panoramaaussicht am Santiago-de-Chile-Platz, brachte. Die Zahnradbahn Stuttgart wurde am 23. August 1884 eröffnet und bietet auf einem flachen Vorstellwagen seit 1. Mai 1983 eine Fahrradbeförderung an, welche von Marienplatz bis Degerloch (Endstationen) ausschließlich bergauf erlaubt ist.

zum Santiago-de-Chile-Platz und durch den Wernhaldenpark...

Leider war der Tag nicht gerade von der Sonne verwöhnt, trotzdem konnten wir etwas vom Stuttgarter „Talkessel-Flair“ und den damit verbundenen zahlreichen Aussichtspunkten auf das Zentrum von Stuttgart vermitteln. Über die mit 20 Steigungsprozenten steile Römerstraße gingen wir zunächst bergab in den ruhigen Wernhaldenpark (mit Mammutbäumen, Sequoioideae). Auf Höhe der Altenbergstaffel überquerten wir die vielbefahrene Neue Weinsteige mit ihren oberhalb gelegenen Weinbergen, um schließlich zu dem im Wald gelegenen „Bopser“-Grillplatz zu gelangen.

An den Aussichtspunkten „Am Altenberg“ (Wernhaldenstraße) und Schillereiche konnten wir am nord-westlichen Horizont den Birkenkopf, im Volksmund „Monte Scherbelino“ erahnen. Der Birkenkopf wurde zwischen1953 und 1957 mit über 1.500.000 Kubikmeter Trümmerschutt aus den 53 Luftangriffen des 2. Weltkriegs um 40 Meter erhöht. Mit 511 Metern ist er der höchsten Punkt im inneren Stadtgebiet. Der Monte Scherbelino steht in der aktuellen Zeit mehr denn je, den Opfern zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung.

Aussicht an der Schillereiche, Weissenburg und Teehaus...

Von der Schillereiche folgten wir über Treppen, im schwäbischen Dialekt so genannte "Stäffele", steil bergab. Ihr Ursprung geht auf die Zeit zurück, als die Hänge rund um Stuttgart von Weinbauern bewirtschaftet wurden. Übrigens im gesamten Stuttgarter Stadtgebiet gibt es nach Schätzungen 600 Treppenanlagen. Die Stuttgarter werden deshalb auch scherzhaft als "Stäffelesrutscher" bezeichnet.

Durch den Weißenburgpark ging es vorbei am Teehaus mit seinem Jugendstil-Pavillon. Der Chemiker Ernst Sieglin, der mit "Dr. Thomsons Seifenpulver Marke Schwan" sein Vermögen verdiente, lies 1912/13 das Teehaus, einen Tennisplatz und den Marmorsaal bauen. Der Marmorsaal ist heute neben kleineren Konzertveranstaltungen eine exklusive Location für private Veranstaltungen, Hochzeiten usw. Die Aussichtsterrassen bieten einen der schönsten Blicke über die Stuttgarter Innenstadt.

Zurück in der Innenstadt ging es über die Bopseranlage, Bopserstaffeln, den Wilhelmsplatz streifend und durch die Leonhardstraße (Stuttgarts Rotlichtviertel) zurück.

Schlusspunkt vor der Überquerung der Hauptstätter Straße war das „Übehaus“, welches zurzeit zwischen Gustav-Siegel-Haus und Leonhardskirche steht. „Das Übehaus bietet einen öffentlichen Proberaum. Hier kann jeder heimatlose Musiker ungestört trällern, klimpern und sich austesten, ohne dass der Nachbar direkt gegen die Wand klopft.“

So hoffen wir, dass wir unseren Freunden aus Strasbourg Stuttgart und seine Vielfältigkeit etwas näher bringen konnten. Leider haben montags fast alle Museen und der Fernsehturm Ruhetag.
Nach einer kurzen Verschnaufpause im Rathaus schlenderten wir über den Weihnachtsmarkt mit kurzer Stippvisite in der Stiftskirche, der Hauptkirche der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, und gönnten uns zum Abschluss noch einen Glühwein.

Provenzalische Krippe „Crèche provençale“ im Rathaus

Im Stuttgarter Rathaus hatten wir die Gelegenheit die Provenzalische Krippe „Crèche provençale“ des Historikers und Schriftstellers Dr. Gerhard Raff anzuschauen. Bilder: Ulf

"Die Rede des französischen Präsidenten Charles de Gaulle an die deutsche Jugend am 9. September 1962 im Ludwigsburger Schloss hat den damals 15-jährigen Gerhard Raff aus Degerloch zu einer Fahrt mit dem Fahrrad in die Provence inspiriert. Zurück kam er mit kleinen Tonfiguren einer Weihnachtskrippe in der Fahrradtasche: Maria, Josef, Jesuskind, Ochs, Esel, Engel. Das war die Grundausstattung für seine nach und nach vergrößerte Sammlung der typisch provenzalischen Figuren. Über die Jahre ist eine ganze Landschaft entstanden. Die mittlerweile rund 600 Figuren bilden mit Steinen und Pflanzen aus dem Heiligen Land, der Provence, der Schwäbischen Alb, aus Neapel und anderen Weltgegenden einen kleinen Kosmos.

Die provenzalischen Krippenfiguren werden in ihrer Herkunftsregion um Marseille als „Santoun“ (hochfranzösisch „Santon“ = kleiner Heiliger) bezeichnet. Sie sind um die 5 Zentimeter groß, aus Ton gefertigt und bemalt. Zu Santons zählen nicht nur die biblischen Krippenfiguren sondern auch viele Personentypen aus dem Dorfleben der Provence ohne direkten Bezug zur Weihnachtsgeschichte. Die Santonniers zählen seit 2021 zum immateriellen Kulturerbe Frankreichs."

Quelle: Stadt Stuttgart Veranstaltungskalender

Um 18 Uhr wurde von der Stadt Stuttgart, vertreten durch den Leiter der Abteilung Außenbeziehungen, Herrn Dr. Frédéric Stephan, zu einem Empfang mit Wein aus Stuttgart und Strasbourg sowie Fingerfood geladen.

Paternoster anekdote

Der Paternoster im Stuttgarter Rathaus ist seit 1956 in Betrieb. Beim Paternoster sind die Auszugskabinen wie die Perlen des katholischen Rosenkranzes aufgefädelt. Das Mitfahren in einer der zwölf Kabinen war für unsere beiden Gäste Claudine und Jean-Louis ein besonderes Erlebnis. Nach anfänglicher Unsicherheit hatten die beiden ihren Spaß und wir (alle!) waren ganz enttäuscht, als um 17 Uhr der Paternoster abgestellt wurde und wir am Schluss der Veranstaltung die Treppen benutzen mussten/durften. Der normale Aufzug war jetzt zu profan. ;-)

Au revoir et bon voyage

Um 20 Uhr stand die Rückfahrt von Claudine und Jean-Louis sowie den anderen französischen Gästen mit dem Bus nach Strasbourg auf der Agenda.

Bilder: Jean-Louis, Text: Ulf / 30.11.22


Ausblick für 2023

Treffen beim Brezel-Race in Stuttgart

Wir wollen mit Schwung unsere neue Partnerschaft mit dem Strasbourg Vélo Club voranbringen.
Geplant ist ein Treffen beim Brezel-Race in Stuttgart am Wochenende 15./16. Juli 2023.

Am Samstag, 15.07.23 wollen wir für unsere Radler vom Strasbourg Vélo Club eine Runde, diesmal mit dem (Renn-)Rad auf und über Stuttgartshöhen mit einzigartigen Aussichten anbieten. Wir freuen uns schon!