Gravel-Wochenendtour Donautal und Albtausender

Vom Knopfmacherfels am Sonntagmorgen Richtung Kloster Beuron
Vom Knopfmacherfels am Sonntagmorgen Richtung Kloster Beuron

Die von Armin (RV Pfeil Tü) geplante Graveltour sollte an einem der wärmsten Wochenenden im August stattfinden. So wurde der bewährte Streckenverlauf auf die Schwäbische Alb durch den einfacheren Albanstieg zum Genkinger Skilift etwas entschärft.

Bei noch(!) angenehmen 19 Grad erfolgt der Start kurz nach acht vor der Bäckerei Padeffke in Tübingen. Schnell steigt die Temperatur auf 25 Grad, um beim „Schaukelstopp in den Himmel“ die 30 Grad zu knacken und so sollte es auch bleiben. Vorteil: das mitzunehmende Gepäck für die Abendgarderobe, konnte auf ein absolutes Minimum beschränkt werden. Regen- und Windweste konnten getrost zu Hause bleiben, dafür war 50er Sonnencreme angesagt!

Samstag 10. August

Auf gemischten Asphalt- und Schotterwegen ging es vom Himmelberg (820 m. üNN) ab Stetten unter Holstein im Laucherttal zum ersten Zwischenziel Sigmaringen (570 m. üNN). Vorbei am idyllisch gelegenen Lauchertsee, dem auf der Anhöhe gelegenen Kloster Mariaberg und der Gallusquelle, welche nach dem Aachtopf – mit einer mittleren Schüttung von ca. 470 l/s die stärkste Karstquelle der Westalb ist. Etwas oågneeme Gerüche, zumindest an einer Stelle vor dem Gittertor, lassen uns weiterradeln. Die Mühlberghöhle, ein Felsenloch in Veringenstadt zeigt einen winkenden Bären und einen geologischen Abriss des Laucherttals. Die Neandertalerskulptur soll zeigen, dass die Gegend schon vor über 80.000 Jahren besiedelt war.

 

Der Schwäbische Grand Canyon

Von Tuttlingen bis Sigmaringen ist eine der schönsten Abschnitte der Oberen Donau zu finden. Hier hat die Donau eine außergewöhnliche Berglandschaft in das Juragestein erodiert. Mächtige Kalksteinfelsen erheben sich bis zu 200 Meter aus dem Tal  – quasi der Schwäbische Grand Canyon.

Erfrischung erwünscht

Eine Filiale des Backhaus Mahl in Gammertingen lädt zum zweiten Frühstück ein. Leider sind die beworbenen, leckeren Brezeln um halb zwölf schon ausverkauft. Dafür gibt es leckeren Zwetschgen-Datschi und selbstgemachten Bio-Eistee in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen   ̶  das perfekte Sommergetränk für heiße Tage.

Nach der ersten kleinen Wanderung durch die Fürstlichen Anlagen Inzigkofen, zum Amalienfelsen, stärken wir uns hauptsächlich flüssig im Parkstüble.

Die kühlenden Donaufluten ließen schon nach dem zweiten Frühstück der Phantasie freien Lauf. Gegen halb fünf ist die Körperhitze dann doch so hoch und die Gelegenheit günstig, dass nur noch ein Sprung ins kühle Nass der Donau hilft.

 

Aussicht Hohler Fels
Aussicht Hohler Fels
Burg Wildenstein
Burg Wildenstein

Burg Wildenstein

Ein Gravel-Anstieg zum Hohlen Fels (785 m. üNN) mit Aussicht auf das gegenüber liegende Schloss Werenwag verbunden mit einer Stippvisite zur Burg Wildenstein (810 m. üNN), welche die Jugendherberge Leibertingen-Wildenstein beherbergt, kostet gegen späten Nachmittag nochmals (fast alle) Körner und vor allem Flüssigkeit.

Terrassenblick vom Berghaus Knopfmacher auf das in der Abendsonne spektakulär auf dem Fels thronende Schloss Bronnen
Terrassenblick vom Berghaus Knopfmacher auf das in der Abendsonne spektakulär auf dem Fels thronende Schloss Bronnen

Essen mit Aussicht

Gegen halb sieben treffen wir in Berghaus Knopfmacher, unserer heutigen Übernachtung, auf 766 m. üNN ein. Die großzügige Terrasse ist gut belegt. Zum Glück hat Armin einen Tisch reserviert. So heißt es erstmal unsere Flüssigkeitsspeicher zu füllen. Nach dem anschließenden Duschen und einer Schnellwäsche von Trikot und Bib-Short, geben wir as last as possible, noch vor 20 Uhr, unsere Essensbestellung auf.

Ein heißer, erlebnisreicher Tag geht mit einem phantastischen Blick zum Schloss Bronnen bei leckerem Abendessen dem Ende entgegen. Mit vorrückender Nacht kommen Flugameisen und versammeln sich skurril umherlaufend auf den aufgestellten Tischlampenschirmen. Experimente mit den Farbeinstellungen der Lampe erbrachte, zumindest bei den herrschenden Bedingungen, keine signifikanten Anflugunterschied. Sie bevorzugen den sommerlichen, trocken, warmen und windstillen Abend für ihren Hochzeitsflug.

Ab 22 Uhr hat das Personal seine wohlverdiente Ruhe. Zum Glück gibt es einen gut gefüllten Kühlschrank aus dem man sich als Hausgast gegen Hinterlegung der Zimmernummer nach Lust und Laune bedienen kann. :-)

Sonntag 11. August

Acht Uhr ist sonntägliche Frühstückszeit und das lässt noch einen kleinen Frühspaziergang für traumhafte Blicke vom Knopfmacherfels zu. Im „Täle“ wabern noch die Nebelschwaden und in der Ferne zeigt sich die Kirchturmspitze der Klosterkirche Beuron aus dem Nebel. Faszinierend schauen Georg und ich dem Naturschauspiel von wärmenden Sonnenstrahlen und den kühlen sich auflösenden Nebelschwaden zu. Traumhaft!

Unsere Energiespeicher für die Rückfahrt füllen wir bei einem ausgiebigen, leckeren Frühstück, bei dem keine Wünsche offenbleiben.

Vom Knopfmacherfels am Sonntagmorgen Richtung Kloster Beuron und im Sonnenstrahl gefangen Schloss Bronnen
Vom Knopfmacherfels am Sonntagmorgen Richtung Kloster Beuron und im Sonnenstrahl gefangen Schloss Bronnen

Los geht‘s kurz nach neun. Ein Fotostopp am Gedächtnis Tempel zeigt einen gelben Zug über die Donaubrücke an gelben Feldern vorbei nach Beuron fahrend, die Nebelschwaden sind längst verschwunden. Der Weg über die „Kraftsteiner Heide“ erfordert durch den Schafweidebetrieb kleinere Umwege, die ich zugegeben etwas mühevoll und umständlich löse. Geprägt ist die idyllische Heidelandschaft durch nadelblättrige Wacholderbüsche, Wetterfichten und knorrige Kiefern.

Den rundum Aussichtspunkt Alter Berg (980 m. üNN) mit der Böttinger Kapelle genießen wir (fast) alleine.

Am Dreifaltigkeitsberg (990 m. üNN) sind Radler, die nur schnell was trinken wollen, gefühlt, nicht so erwünscht. Vielleicht lag es aber auch nur an meinem Gefühl.

Rostbraten Spätzle - Flädlesuppe - Maultasche Kartoffelsalat
Rostbraten Spätzle - Flädlesuppe - Maultasche Kartoffelsalat

Vor der Wanderhütte Klippeneck (973 m. üNN) ergattern wir uns in erster Reihe einen Terrassentisch. Leider dauert es mit den Schwäbischen Tapas und Maultaschen mit Kartoffelsalat dann doch wesentlich länger als gedacht. Bei der Verkürzung der Wartezeit kann auch ein Blick auf das Olympia Handballspiel um Gold: Dänemark gegen Deutschland nicht wirklich helfen. Unsere Muskeln, Körper und Geist verlangen aufgrund der immer noch ansteigenden Temperaturen eher nach einem ruhigen Mittagsschläfchen 😉 im Schatten und Wasser zum Beine und Weiteres zu kühlen, als nach einer Weiterfahrt, bei 36 Grad.

Albtausender

Aber schon nach ein paar kräftigen Pedalumdrehungen vorbei am ersten Albtausender, dem Hummesberg (1.002 m. üNN) mit einer smoothen Singletrailabfahrt, kommen die Bike-Geister wieder. Auf dem Kehlen (1.002 m. üNN) mit dem kennzeichnenden Weißen Kreuz gibt’s ein schönes Gruppenfoto. Hinab auf dem rasanten „Gossenheim-Abflug“ geht’s auf 800 Meter. Eine Tanke in Wehingen dient wieder dem Auffüllen der Getränkeflaschen. Zum Funkturm Gosheim 1 auf 980 m. üNN müssen zumindest die ersten 80 Höhenmeter mit gnadenloser Sonneneinstrahlung zurückgelegt werden. Kein Anwohner ist zu sehen, alle haben sich in ihre Häuser verkrochen. Die Hitze steht auf dem Asphalt, erst die letzten Meter vor dem Turm im dichteren Wald lässt einen wieder Zuversicht schöpfen.

Den dritten Albtausender, dem Bohl mit 1002 m. üNN überrollen Jochen und ich im "Jäsch" ohne eine Würdigung. Erst nach der Deilinger Kapelle beim vierten Albtausender, dem Rainen (1006 m. üNN) gibt’s ein Fotostopp. Etwas Abkühlung verspricht die Abfahrt nach Hausen am Tann (745 m. üNN). Von hier geht's zum Lochenbrünnele (870 m. üNN), dem heute letzten ernsthaften Anstieg. Jochen, der schon einiges voraus ist, lass ich noch ein paar extra Höhenmeter zum Wenzelstein (925 m. üNN) hochstrampeln. Fürs laute Rufen reicht mir die Luft nicht – und wer die Ansage unseres Tourführer nicht mitbekommen hat und dann noch ganz vorn ist… 😉.

Schatten-Halte-Plätze sind an diesem Tage auch bei einem kurzen Stopp Gold wert und es lohnt jeden zusätzlichen Meter.

AuskLang

Die noch verbleibenden gut zehn Kilometer wurden von Träumen eines kühlen Bades in der Donau geprägt.

Es gab Dank Georg eine leckere zumindest kurzfristig, kühlende Alternative für unsere Gaumen.

Ausklang in Balingen im Eiscafé Venedig bei Georgs Geburtstagseis - vielen Dank dafür

 

Danke an unseren Guide Armin für die Planung der Strecke, die Organisation und Reservierung der Übernachtungsmöglichkeit, sowie die Hinweise auf die touristischen Highlights am Wegesrand.

 

Und Danke an die Mitradler:innen, für die tolle Stimmung und Gemeinschaft!

Text und Bilder: Ulf / 13.08.2024

Tourdaten

© MapOut © OpenStreetMap contributors
© MapOut © OpenStreetMap contributors

1. Etappe

Tü - Berghaus Knopfmacher 117 Kilometer 1.500 Höhenmeter

Miniwanderungen Inzigkofen: ↗Komoot (Armin H.)

2. Etappe

Berghaus Knopfmacher - Balingen 88 Kilometer 1.200 Höhemeter

Marietta, Jochen und ich sind noch die Plus-Variante von Balingen Zentrum bis Tübingen Bismakstraße mit ca. 40 Kilometer und 210 Höhenmeter geradelt. Ab Bodelshausen Kastanienhof hat man die meisten Höhenmeter hinter sich und es rollt nur noch nach Tübingen. :-)

Weitere Infos bei unserer Tour von Ende Oktober 2022: Donautal und Albtausender (Sigmaringen bis Balingen)

 

Übrigens für alle die kein Gravelbike besitzen: ein Teilnehmer ist mit seinem Rennrad mit Felgenbremsen auf 28 mm breiten Reifen die Tour problemlos mitgefahren.