Quo Vadis Trainingslager 2020

Blick ins Münstertal
Blick ins Münstertal

Diese Frage stellte sich für unseren Radsportkamerad Matthias M. in diesem Jahr. Eigentlich war der traditionelle Radurlaub vom 18.05.2020 bis 01.06.2020 in Tramin schon gebucht. Doch dann kam Corona und nichts war's mehr mit Trainingslager im schönen Südtirol. Nach der Freigabe der Landesregierung für den Aufenthalt in Ferienwohnungen ab dem 18. Mai herrschte bei Matthias und seinem größten Fan, seiner Frau Susanne, jedoch große Freude. Kurzer Hand wurde eine wunderschöne Ferienwohnung in Grunern bei Staufen im Breisgau www.staible-staufen.de gebucht.

Nach der Ankunft gab es am Nachmittag noch eine kleine Einrollrunde. Von Grunern führte diese über schöne Wirtschaftswege kurz nach Süden. Anschließend führte die Route nordwärts unter anderem vorbei an Heitersheim mit seinem sehenswerten Malteserschloß. Kurz ging es am Stadtrand von Freiburg entlang und von dort über das sogenannte Hexental zurück nach Grunern. Für den ersten Tag meldete der Garmin von Matthias 56 Kilometer und knappe 500 Höhenmeter.

Am Dienstag folgte bei erneut schönem Wetter die nächste Ausfahrt. Wieder ging es zuerst Richtung Süden durch das malerische Britzingen und die sogenannte Schwärze bis Kandern. Kurz vor Kandern gibt es eine tolle Sicht auf die nahe gelegenen Vogesen. Bei mäßigem Gegenwind verlief der Rückweg durch die Rheinebene unter anderem vorbei an Neuenburg und Bad Krozingen zurück nach Grunern. Mit 74 Kilometern und 660 Höhenmetern vermeldete der Garmin von Matthias schon eine kleine Steigerung zum Vortag.

Am Mittwoch blieb das Rad stehen, schließlich war auch Urlaub.

Runde in der richtigen Richtung

Am sonnigen Himmelfahrtstag, 21. Mai 2020 hat sich Matthias auf seine 65 Kilometer lange Runde mit stattlichen 1.340 Höhenmetern begeben. Die Route führte von Grunern über das Obermünstertal hinauf zum Wiedener Eck, Bild links, auf 1.035 Meter. Es folgte eine wunderschöne Abfahrt nach Utzenfeld über 10,6 Kilometer. Weiter gings über Todtnau und den Notschrei nochmals aufwärts zum Stohren auf 1.202 Meter. Hier zeigte sich dann, dass Matthias die Runde wohl in der richtigen Richtung geplant hatte, wie die folgende Beschreibung aus outdooractive, die er abwärts fuhr, verdeutlicht:

Einer der steilsten Anstiege, die der Schwarzwald zu bieten hat

Schwarzwald: Aussichtsreiche Rennrad-Tour
"Der  Stohren ist nicht ohne Grund ein gefürchteter Anstieg. Sogar Radprofis meiden ihn, wenn die Form noch nicht ausgereift ist. Vom Münstertal aus kommend geht es links in die Steigung, die sich auf fünf Kilometer mit ca. 18 Steigungsprozeneten in Richtung dem Ort  Stohren windet. Der Stohren ist die Verbindung vom Münstertal hoch in Richtung Schauinsland. Nach der Ortsdurchfahrt Stohren  nimmt die Steigung von den Prozenten her ab und wird etwas humaner. Dieser Berg ist ein Muss für alle die, die eine Herausforderung suchen."

Zwischen den Rebhängen - Südtirol-Feeling

Am Freitag ging es für Matthias mit dem nördlichsten Punkt Riegel, im Uhrzeigersinn um den Kaiserstuhl. Auf knapp 96 Kilometer kam er auf lediglich etwas mehr als 400 Höhenmeter. Bei der schönen Runde, über viele Radwege, erinnerte ihn der Duft zwischen den Rebhängen sehr an Südtirol. Durchs Stadttor von Endingen vorbei an einem Blumenrad führte der Rückweg noch über Merdingen.

Nachdem es am Samstag regnete kam der geplante Ruhetag wie gerufen. Perfektes Timing eben!

Genuss pur - 20 Kilometer Abfahrt mit herrlicher Aussicht

Wegweiser in Wieden
Wegweiser in Wieden

Am Sonntag war es zwar noch bewölkt aber wieder trocken. Voller Tatendrang ging es für Matthias zuerst durch das Hexental und ein kurzes Stück des Katzentals über Langackern zur Schauinslandstraße. Vor Langackern zeigte der Neigungsmesser dabei kurzzeitig 14 Prozent und es ging ordentlich bergauf. Bei Bohrer bog Matthias auf die Schauinslandstraße ein. Hier erfolgt normalerweise auch der Start zum Schwarzwaldkönig Bergrennen. Wegen Corona jedoch leider nicht in diesem Jahr. Paradox, dass in Höhe der Startlinie leichter Nieselregen einsetzte. Am Gipfel des Schauinsland auf knapp über 1.200 Meter angekommen war aber wieder alles gut, lediglich die Temperaturen ließen zu wünschen übrig. Über Notschrei und Todtnau, vorbei an der urigen Bushaltestelle von Aftersteg, folgte eine schöne Abfahrt nach Utzenfeld. Nochmals bergauf ging es abschließend zum Wiedener Eck und von dort über das Obermünstertal zurück. Aufmerksame Leser stellen fest, dass Matthias die Strecke vom Notschrei zum Münstertal am Donnerstag zuvor bereits schon einmal in der anderen Richtung gefahren ist. Die Variante an diesem Tag ist aber eindeutig mehr zu empfehlen. So folgt auf eine flotte Abfahrt vom Notschrei bis Utzenfeld ein schöner Anstieg hinauf zum Wiedener Eck, der locker zu fahren geht. Die 20 Kilometer anschließende Abfahrt mit herrlicher Aussicht ins Tal ist purer Genuss. Insgesamt kam Matthias bei dieser schönen Runde auf weitere 80 Kilometer gespickt mit 1.700 Höhenmetern.

Höhepunkt Überquerung des Texas Pass

Für den Montag bekam Matthias Begleitung von seinem Freund Hans-Jörg, den er bereits vor 23 Jahren bei einem Trainingslager auf Mallorca kennengelernt hat. Gemeinsam ging es für beide Radsportler nochmals zum Kaiserstuhl. Rauf und runter verlief die Route über den Tuniberg nach Merdingen. Der Höhepunkt des Tages war sicherlich die Überquerung des Texas Pass mit einer kurzen, aber knackigen Steigung. Nach einer Kuchenpause am nördlichsten Punkt der Tour in Weisweil folgte bei angenehmem Rückenwind eine flotte Fahrt zurück nach Grunern. Mit knapp 124 Kilometern war dies auch die längste Tour. Ach ja, 800 Höhenmeter kamen dank Tuniberg und Texas Pass auch noch dazu.

Der Kandel – vermutlich zurecht – DER härteste Berg im südlichen Schwarzwald

Erholt folgte am Mittwoch die nächste Ausfahrt zum Kandel. Richtung Norden ging es zuerst nach Freiburg. Dank der vielen gut ausgebauten Radwege wurde die Stadt schnell durchquert. Nächstes Ziel war das im schönen Elztal gelegene Waldkirch. Nun folgte das große Ziel des Tages. Anbei hierzu ein Auszug aus der Homepage von quäldich.de:

"Der 1.241 Meter hohe Kandel ist der Hausberg von Waldkirch. Gleichzeitig ist er einer der höchsten Punkte des Südschwarzwalds und wird eingeschlossen vom Elztal im Westen, dem Glottertal im Süden und dem Simonswälder Tal im Norden. Unter Südbadener Radlern gilt der Kandel – vermutlich zurecht – als härtester Berg im südlichen Schwarzwald. Die nackten Zahlen geben dem zumindest schonmal recht. Mit 12 Kilometern bei 8,2 % Durchschnittssteigung braucht sich die Auffahrt von Waldkirch zum Beispiel ganz und gar nicht vor legendären Alpenanstiegen wie Alpe d'Huez verstecken und spielt ungefähr in derselben Liga. Auch wenn andere quaeldich-Autoren behaupten, im Nordschwarzwald gäbe es noch härtere Anstiege, so zählt der Kandel dennoch ohne Frage zur Top Ten der deutschen Pässe."

Vermutlich auch wegen des schlechten Straßenbelags war Matthias fast alleine bergauf unterwegs. Nach einer kurzen Pause folgte die Abfahrt nach St. Peter. Leider ließ auch hier die Qualität des Straßenbelags zu wünschen übrig. Nach St. Peter rollte es aber wieder gut und durch das schöne Eschbachtal ging es zurück nach Freiburg. Noch einmal galt es die Stadt zu durchqueren. Die letzten Kilometer führten durch das bereits bekannte Hexental zurück nach Grunern. Ergebnis dieses Tages waren weitere 100 Kilometer, gespickt mit knapp 1.400 Höhenmetern.

Bei wiederholt gutem Wetter setzte Matthias am nächsten Tag dann noch einen drauf. Von Grunern hieß es erst einmal locker durch das Münstertal einrollen. Sollte doch der Stohren diesmal in der anderen Richtung als eine Woche zuvor bewältigt werden. Motiviert wurde Matthias dabei von einem Autofahrer aus Bonn, der ihm die Worte „Gut trainiert. Super. Super.“ zurief. Selbstverständlich bedankte sich Matthias mündlich und fast ohne Luftnot artig bei ihm. Oben angekommen folgte eine rasante Abfahrt über den Notschrei hinab nach Kirchzarten. Leider sollte die Vorhersage des SWR Wetterreporters eintreffen und der Himmel bewölkte sich zunehmend.

Übers Spirzental hinauf Thurner und vom Bärental auf den Feldbergpass

Trotzdem ging es weiter über Buchenbach und das Spirzental hinauf zum 1.020 Meter hoch gelegenen Thurner. Auch hier zeigte der Neigungsmesser mehrfach zweistellige Prozentwerte an. Über die B 500 folgte die nächste Abfahrt nach Hinterzarten. Von Bärental aus galt es anschließend den Feldbergpass zu bezwingen. Obwohl die Bundesstraße relativ stark befahren war, gab es keine Probleme mit anderen Verkehrsteilnehmern. Nach einem kurzen Stopp auf der etwas über 1.200 Meter liegenden Passhöhe, folgte wieder eine rasante Abfahrt nach Todtnau. In Utzenfeld wurde nun der letzte und bereits bekannte Anstieg des Tages in Angriff genommen. Kurz vor Wieden wurde Matthias doch noch von leichtem Regen eingeholt, der aber schnell wieder vorbei war.

Ausrollen durch das Münstertal

Die lange Abfahrt durch das Münstertal wurde schön zum Ausrollen genutzt. Mit fast 2.500 Höhenmeter und nicht ganz 120 Kilometern im Ziel war der folgende Ruhetag wahrlich verdient.

Hohtannhöhe

Am vorletzten Tag des zu Ende gehenden Trainingslagers gab es nochmals ein Highlight. Matthias befuhr die Bronzestrecke des Schwarzwald Super Radmarathon, der hoffentlich am 06. September stattfindet. Nach dem Start in Grunern ging es nochmals das Münstertal hinauf zum Wiedener Eck. Mit der Hohtannhöhe folgte die erste Passüberquerung des Tages. Die anschließende Abfahrt nach Schönau führte am Fuße des Belchen entlang.

Autofrei zur Untere Stuhlsebene über den Haupass in das Kleine Wiesental

Dort wartete gleich der nächste Anstieg, kurz, steil und für Autos gesperrt, hoch auf die Untere Stuhlsebene. Nach kurzer Abfahrt durch einen verwunschenen Wald ging es gleich wieder bergauf zum Haupass und weiter in das Kleine Wiesental. Auf der prächtigen Hangstraße hat man wunderbare Blicke nach Süden, auf Alpen und Jura. Bei Wies erreicht man schließlich die Passstraße hoch aufs Lipple, welches das Kleine Wiesental mit dem Kandertal verbindet. Der Weg war nun nicht mehr weit bis auf den letzten Gipfel der Route, den Hochblauen.

unvergleichliche Panoramablicke vom Hochblauen und Kreuzwegpass

Auf einer Höhe von 1.165 Meter hat man einen unvergleichlichen Panoramablick. Mit der folgenden Abfahrt ging es hinunter ins Markgräflerland, nach Badenweiler, am Fuße des Schwarzwaldes. Nun wartete noch der letzte Anstieg, hoch zum Kreuzwegpass am Fuß des Sirnitz. Bei einer letzten Pause über 1.000 Meter gab es noch einmal einen Blick auf Rheinebene und Schwarzwald. Anschließend folgte die letzte Abfahrt hinunter ins Münstertal zurück nach Grunern.

Abschlußrunde zum Geiersnest mit Blick zum Kaiserstuhl

Am letzten Tag gab es eine kleine Abschlussrunde mit knapp 50 Kilometer und 865 Höhenmeter. Noch einmal ging es über das Hexental an den Stadtrand von Freiburg und weiter Richtung Schauinsland. Über Bohrer und die Gemeinde Horben dann bergauf zum Geiersnest. Hier gab es nochmals einen schönen Blick über den Schwarzwald und zum Kaiserstuhl. Die anschließende Abfahrt hinab nach St. Ulrich führte zurück zum Hexental. Es folgten die letzten Kilometer zurück nach Grunern wo das Trainingslager erfolgreich beendet wurde.

Ein großes Dankeschön von Susanne und Matthias geht auch an die Vermieter der Ferienwohnung das Ehepaar Staible für die herzliche Gastfreundschaft.

Text und Bilder: Matthias M. / Juni 2020